KAPITEL A: LUKAS 1,1-4 & 5,17-26
Ist das nicht reine Wunscherfüllung?
Die sogenannte Projektionshypothese: Glaubende malen das Bild eines allmächtigen Gottes an den Himmel, weil sie sich einen solchen Gott wünschen - und weil sie mit diesem Leben nicht zurecht kommen. Das Problem dabei: Es wird schonvorausgesetzt, dass Gott nicht existiert. Der Einwand erklärt, warum Menschen an Gott glauben, wenn es ihn nicht gibt. Er beantwortet gar nicht die Frage, obes ihn gibt.
Denn dass ich ein Bedürfnis nach etwas habe, kann genauso gut ein Hinweis darauf sein, dass es dieses Etwas auch gibt. Ich habe Hunger - und es gibt Nahrung. Ich habe das Bedürfnis nach menschlicher Nähe - und es gibt andere Menschen. Meine Bedürfnisse geben mir darüber Aufschluss, worauf ich angelegt bin. Die Sehnsucht nach Gott, die viele Menschen verspüren, ist sicher kein Beweis für Gott - aber sie kann genauso gut als Hinweis und Denkanstoß gewertet werden wie als Gegenargument, zumal das Gottesbild des christlichen Glaubens im Kern den Vorstellungen menschlicher Religiosität direkt widerspricht.
Einen Gott, der sich selbst erniedrigt und für seine Geschöpfe stirbt, um sie zu retten - einen solchen Gott kann man sich kaum ausdenken.